Warum eine inklusive Künstler-gemeinschaft?

 

Die Frage ist durchaus berechtigt. Ein Konzept zu wählen, dass jeden Interessierten aufnimmt und insbesondere Randgruppen der Gesellschaft ein Forum bieten will, kann erst einmal nur als Experiment verstanden werden. Gerade wenn man bedenkt, wie vielschichtig die Kunst ist und wie unterschiedlich die Herangehensweise und das Verständnis davon.

 

Aber wenn ein Bereich des gesellschaftlichen Lebens dieses Experiment wagen kann, dann die Kunst! Denn im Sport, in der Wirtschaft und Politik ist naturgemäß der Toleranzbereich viel enger gesetzt, weil sie sich nicht zuletzt durch Wettkampf und Effizienz definieren.

 

Warum tun wir es also? Wir glauben daran, dennoch einen heilsamen und freudebringenden gesellschaftlichen Impuls setzten zu können. Denn die Kunst braucht keinen Wettkampf und keine Effizienz. Sie ist erst einmal Selbstzweck und dokumentiert den Versuch des Menschen sich dem Lebenssinn und der Wahrheit anzunähern. Zum Künstler wird man dabei erst, wenn man so mit dem Sein verbunden ist, dass die Schöpfungskraft durch einen sprechen kann. Diesbezüglich sind wir alle auf dem Weg. Auch keine Akademie oder Meisterklasse bringen einen dem letztlich näher. Schulen mögen zwar für die Entwicklung ideale Voraussetzungen schaffen, aber es gibt Lektionen, die das Leben selber lehrt. Die Kunstgeschichte beweist ja, dass sie nicht unbedingt als ein Plädoyer für den Akademismus gewertet werden kann.

 

Wir sind uns durchaus bewusst, dass ein solches Experiment wie eine inklusive Künstlergemeinschaft leicht als „Dilettanten-Konglomerat“ verschrien werden kann. Aber wir finden es wichtig, dass Menschen über ihre kreativen Impulse zusammenkommen. Gerade in einer Zeit, die von einer Konsum- und Zerstreuungskultur geprägt ist, bedarf es solcher Gegenpole.

 

Wenn jemand unsere künstlerischen Resultate schwach finden sollte, können ja dennoch davon Inspirationen ausgehen. Genauso wie man nicht nur von den Stärken und Erfolgen anderer Menschen lernt, sondern oft sind es deren Schwächen und Niederlagen, die man als lehrreich empfindet. Wesentlicher ist es für uns sich heraus zu trauen, seinen Entwicklungsprozess anzutreten und keine Angst vor Fehlern zu haben. Denn dafür ist die Kunst ja auch da, dass sie Menschen einen Erfahrungsspielraum bietet, wo Fehler nicht mit der tragischsten Erbarmungslosigkeit bestraft werden.